
Ein Impuls bringt Dinge in Bewegung. Ein Impuls kann auch Menschen bewegen – physisch zum Beispiel beim Body-Check auf dem Rugbyfeld. Oder innerlich zum Beispiel bei einem guten Gespräch. Die Faszination für Impulse zieht sich durch Tania Hastings Werdegang. In der Schule zeigte sich ihre Begabung für Naturwissenschaften, weshalb sie in Ravensburg Maschinenbau studierte ─ damals wie heute eine sichere Nummer in puncto Jobaussichten. Als Berechnungsingenieurin bei der Müller Weingarten AG arbeitete sie an Pressen für die Automobilbranche: sehr technische Impulse. Doch das war nicht das Richtige für sie. Zu viel alleine rechnen, zu wenig Kontakt zu Menschen. Tania Hastings blickt zurück: „Man versteht als junger Mensch ja erst in der Tätigkeit, was zu einem passt“.
Beruflicher Werdegang & Karriere
Nach einigen Jahren Berufserfahrung und inzwischen mit eigener Familie wagte sie den Absprung und ging an die Pädagogische Hochschule Weingarten. Diesmal um Lehramt Realschule zu studieren. Lehrerin, das war schon immer ihr Traumberuf. Aber wieso dann nicht gleich? „Als ich 1986 Abitur gemacht habe, waren die Aussichten im Lehramt schlecht. Man musste sehr gute Ergebnisse haben und selbst dann gab‘s keine Garantie, dass man als Lehrerin arbeiten konnte.“ Doch nach ihrem Abschluss im Jahr 1999 klappte es dann und Hastings arbeitete einige Jahre in unterschiedlichen Funktionen an verschiedenen Realschulen im Bodenseeraum, bevor sie Schulleiterin in Salem wurde. Von dort wechselte sie in die Schulverwaltung im Schulamt Markdorf. Ihr Antrieb? „Die Lust zu gestalten und Probleme zu lösen.“
Heute betreut Tania Hastings als Schulrätin Sekundarschulen in den Landkreisen Ravensburg und Bodenseekreis und ist u. a. zuständig für Abschlussprüfungen und die berufliche Orientierung der Schüler*innen. Und da geht es wieder um: Impulse.
Bei der Mentor Stiftung gibt Hastings seit 2018 ihr Wissen weiter. Als Teil der Schulaufsichtsbehörde kann sie nicht als Mentorin mit Schüler*innen direkt arbeiten. Aber: Sie knüpft die richtigen Kontakte und bringt sich bei der Konzeption von Programmen wie bspw. den Mentor-Schulleiter-Projekten mit ein. Aus eigener Erfahrung weiß sie: „Die Schulleitungen sind die Schlüsselpersonen, um Veränderungen erfolgreich umsetzen zu können“.
Ihr Weg zur Mentor Stiftung
Zur Mentor Stiftung kam sie über eine Freundin, dabeigeblieben ist sie aus Überzeugung: „Ich habe gleich erkannt, dass das Programm der Mentor Stiftung ein wahnsinniger Gewinn für Schulen sein kann“. Denn Lehrkräfte seien mit ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag genug gefordert, meint Hastings. Externe Angebote kämen sehr gut an, vor allem heute.
„In Zeiten, die geprägt sind von Krisen, ist es für junge Menschen wertvoll, Impulse von außen zu bekommen. Solche Begegnungen sorgen für Stabilität und Orientierung“.
Tania Hastings
Denn Schüler*innen würden sich hauptsächlich in ihren Systemen – Familie, Schule, Freundschaften – bewegen, erklärt Hastings. Mentoring helfe dabei, weiterzukommen.
Auch die Mentor*innen brauchen Unterstützung bei ihrer anspruchsvollen Aufgabe. Alle neuen Mentor*innen bekommen einen Online-Crash-Kurs, der sie auf die Inspirationstage an den Schulen vorbereitet. In die Tiefe geht dann die im Mai 2023 gegründete Mentor Akademie. In Gruppen von zehn Personen lernen die Mentor*innen hier, worauf es bei Begegnungen mit jungen Menschen ankommt. Die Ausbildung umfasst drei Module: Reflexion, Kommunikation und ressourcenorientierte Konfliktlösung. Diese werden jeweils an zwei Tagen auf der Insel Mainau – dem Sitz der Mentor Stiftung – bearbeitet, angeleitet von professionellen Trainer*innen.
Die Akademie will zum einen das Engagement der Mentor*innen wertschätzen und sie zum anderen für die Begegnungen mit jungen Menschen weiter qualifizieren ─ im eigenen Umfeld und in den Schulen. Hastings war in der ersten Runde dabei und als erfahrene Didaktikerin voll überzeugt.
Wer besucht die Ausbildung?
Die erste Gruppe war „sehr gemischt, hoch motiviert und engagiert“, erläutert Hastings. Unterschiedliche Altersstufen und Branchen, ihre Gemeinsamkeit: „ein interessanter Lebensweg – mit Höhen und Tiefen“. Außerdem teilen die Mentor*innen eine besondere Einstellung: „Alle sind dankbar für ihren Werdegang und wollen etwas zurückgeben“. Offensichtlich eine gute Basis für einen gelungenen Gruppenprozess, der bis heute andauert. Denn die Gruppe trifft sich auch nach dem Fortbildungsende weiterhin.
Was ihr die Zusammenarbeit mit der Mentor Akademie persönlich bringt? „Man verändert sich, man reflektiert sich selbst und nimmt etwas mit. Zum einen sind das die ganz konkreten Werkzeuge wie beispielsweise die Transaktionsanalyse. Zum anderen ist es die Selbsterfahrung solcher Methoden in der Gruppe“, erzählt Hastings, die selbst erstaunt war, wie schnell man anhand von Aussagen und Verhaltensweisen eine Person einschätzen kann, um sie dann besser verstehen zu können. Die Mentor Akademie biete gute Tipps, Methoden und Trainings, um wirklich gewinnbringendes Mentoring zu machen und die Mentoring-Situationen genau reflektieren zu können.
Ein gutes Rezept
So kommen für Hastings alle Zutaten für einen gelungenen Impuls zusammen: die richtige Einstellung, die passenden Werkzeuge und eine gute Beziehungsebene. Erfolgreiches Mentoring funktioniert für Hastings im Zusammenspiel dieser Ebenen. Nicht alles könne man lernen, aber eben manches: „Das A und O ist die Einstellung, die richtige Haltung – und dann kann man die passenden Tools lernen.“
Hastings hat das Programm der Mentor Akademie begeistert. So sehr, dass sie sich entschlossen hat, weiterzumachen: Inzwischen absolviert sie eine nebenberufliche Coaching-Ausbildung. Die Idee hatte sie schon länger, aber der richtige Impuls hat bisher gefehlt: „Es gibt immer Kopf und Bauch und der Bauch hat gesagt: Jetzt musst du‘s machen“.