Warum es wichtig ist, über Fehler zu sprechen

MentorInnen hören zu, ermöglichen einen konstruktiven Austausch und erzählen von den wichtigen Erfahrungen in ihrem Leben. Häufig sind es jedoch nicht nur die positiven Erfolgsgeschichten, die andere motivieren, sondern auch falsche Entscheidungen und Stolpersteine, die man erlebt hat und aus denen man Wichtiges lernen konnte.

28 August 2018 | Mentoring

Ob in Social Media, im Büro oder bei Preisverleihungen – es sind die großen Erfolge, die im Rampenlicht gefeiert werden. Misserfolg? Am besten nicht darüber sprechen und hoffen, dass niemand davon Wind bekommt.

Bis heute wird Scheitern häufig als etwas Negatives gesehen. Etwas, für das man sich schämen muss. Doch ist es nicht natürlicher Bestandteil des Lebens, ab und zu Fehler zu machen? Menschen, die handeln, sind nunmal nicht davor gefeit, bei einer Kreuzung auch einmal in die falsche Straße einzubiegen. In einem Interview sagte Henry Petroski, ein amerikanischer Ingenieur, Autor und Professor an der Duke University, der sich auf Schadensanalyse spezialisiert, dazu:

Einige der klügsten Köpfe, die jemals gelebt haben – Menschen, die wir als Genies erkennen – haben Fehler gemacht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand bestreitet, dass Galilei ein Genie, ein brillanter Mensch war. Er hat Fehler gemacht. Ich spreche nicht von persönlichen Fehlern; Ich spreche über Fehler in seiner Technik und Wissenschaft.

[…] Die Leute folgten den Produkten seiner Argumentation fast ein Jahrhundert lang, obwohl das Ergebnis falsch war. Der Prozess war nicht falsch, aber das Ergebnis war falsch, weil er Dinge annahm, die nicht wahr waren.

[…] Wenn ein unangefochtenes Genie einen Fehler begehen, das Ganze veröffentlichen kann, und es fast ein Jahrhundert lang niemand bemerkt, dann sind wir ziemlich anmaßend zu glauben, dass uns das nie passieren wird.

Zweimal hinfallen, dreimal aufstehen

Was macht einen erfolgreichen Menschen aus? Die Biographien bekannter Persönlichkeiten machen deutlich, dass sie alle eines verbindet: die Motivation und die Leidenschaft, es nach einem Fehlschlag noch einmal zu versuchen. Walt Disney zum Beispiel ging in den 20-er-Jahren mit seinem Unternehmen Laugh-O-Gram in Konkurs – kurz darauf gelang ihm dann der Durchbruch!

Dieser Enthusiasmus kann für andere sehr inspirierend sein. Daher lohnt es sich, neben Erfolgen auch die Momente zu teilen, die schwierig waren und von Rückschlägen geprägt waren. Marco Deutschmann, Motivationstrainer und aktiver Mentor der Mentor Stiftung Deutschland hat in seinem turbulenten Leben bereits einiges erlebt. Er war sieben Jahre lang im Gefängnis, als er den Entschluss fasste, neu zu beginnen. In einem Interview erzählte er uns, was er daraus lernte:

Misserfolge machen menschlich

Sollte man also in einem Mentorship über Rückschläge sprechen? Ja! Denn sie können dem Gegenüber nicht nur als Inspiration dienen, sondern machen vor allem menschlich. Jemand, der auch von falschen Entscheidungen erzählt, wirkt authentischer als jemand, der von einer tollen Erfahrung zur nächsten schwingt. Eine Studie der Harvard Business School hat sogar gezeigt, dass es am Arbeitsplatz die Zugehörigkeit und die Motivation im Team verbessern kann, wenn man offen und ehrlich über eigene Fehler spricht!

Wer also auch über Momente der Angst und Verzweiflung spricht, der ermöglicht seinem Gegenüber, empathisch zu sein und macht nachvollziehbar, wie es ist zu scheitern. Das sollte auch ein Mentorship begleiten. Denn es wirkt auch beruhigend, dass jemand trotz Fehler seinen Weg erfolgreich gegangen ist. Und wie Henry Ford zu sagen pflegte: “Scheitern ist einfach nur eine Möglichkeit, es noch einmal zu versuchen.”

Bis bald!
Eure Mentor Stiftung Deutschland