Stellungnahme: Cannabis-Legalisierung in Deutschland

Seit dem 1. April 2024 ist in Deutschland der Cannabiskonsum für Erwachsene legal, da nach Ansicht der Bundesregierung die bisherige Drogenpolitik an ihre Grenzen stößt. Der Konsum von Cannabis – gerade bei jungen Menschen – steigt jedoch trotz des Verbots weiter an. Wir nehmen die Legalisierung zum Anlass, um uns zu diesem Thema zu äußern.

15 August 2024 | Programme

1994, vor genau 30 Jahren, gründete Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden zusammen mit der WHO Mentor International. Die Vision von I. M. Königin Silvia war und ist bis heute eine Welt, in der junge Menschen in die Lage versetzt werden, gute Entscheidungen für ein gesundes und drogenfreies Leben zu treffen.

Die politischen Ziele

Zentraler Bestandteil des Gesetzes ist laut der Bundesregierung der Schutz von Kindern und Jugendlichen. Es geht darum, den illegalen Cannabis-Markt einzudämmen, die Qualität von Cannabis zu kontrollieren, die Weitergabe von verunreinigten Substanzen zu verhindern und damit zu einem verbesserten Gesundheitsschutz beizutragen. Damit verbunden ist das Ziel, mehr für Aufklärung und Prävention zu tun, um so den Kinder- und Jugendschutz zu stärken.

Ohne Zweifel sind die Einwirkungen von Drogen auf das menschliche Gehirn gerade in der Zeit der Pubertät enorm: Das Jugendalter ist eine sensible Phase in der Entwicklung der einzelnen Hirnareale. In der Pubertät finden wichtige Reifeprozesse statt, die durch den Konsum von Cannabis empfindlich gestört werden können. Eine US-Studie zeigt, dass bei Jugendlichen unter 25 Jahren der Cannabis-Konsum das Gehirn nachweislich negativ verändert – und zwar dauerhaft. Somit ist es ein wichtiges und richtiges Ziel, den Kinder- und Jugendschutz zu stärken. Doch geschieht das durch die Legalisierung von Cannabis?

Über Zahlen und Ursachen des Konsums

In Deutschland sind die häufigsten Einstiegsdrogen für Jugendliche nach wie vor Alkohol und Tabak. Diese Substanzen sind oft leicht zugänglich und werden in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert. Unabhängig davon haben laut einer Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 8 % der Jugendlichen und 23 % der jungen Erwachsenen (18- bis 25- Jährige) im Erhebungszeitraum Cannabis konsumiert. Dies ist eine alarmierende Zahl.

Die Ursachen für das Interesse von Jugendlichen an Drogen sind vielfältig. Besonders bei ersten Erfahrungen mit Drogen spielen Neugierde, Gruppenzwang, das Bedürfnis nach einem „Kick“ aus Langeweile und das Nachahmen von Erwachsenen eine wichtige Rolle. In der Pubertät ist auch das Verlangen, Grenzen auszutesten und zu überschreiten von Bedeutung. Weitere Gründe können die Flucht vor Alltagsproblemen, Einsamkeit, persönliche Krisen und das Gefühl der Überlastung sein.

Unser Mentoring-Ansatz

Um hier entgegenzuwirken, braucht es starke, selbstbewusste Jugendliche, die stabil im Leben stehen und sich wenig von anderen beeinflussen und verunsichern lassen. Hier setzt die Mentor Stiftung Deutschland mit ihren Präventionsprogrammen an. Das Ziel aller Mentoring-Formate für Jugendliche ist es, sie zu stärken und zu motivieren, damit sie gute Entscheidungen für sich und ihr Leben treffen können. Durch den Kontakt mit ehrenamtlichen Mentor*innen erhalten die Jugendlichen von Erwachsenen außerhalb des Elternhauses wichtige Impulse zur Lebensorientierung. Das erweitert die Perspektiven der jungen Menschen. Die Jugendlichen profitieren dabei sehr von der Vielfalt der Erfahrungen und Kompetenzen der unterschiedlichen Mentor*innen. Zuweilen sind dies auch Mentor*innen mit Suchterfahrung, die authentisch und eindrücklich über ihre Erlebnisse berichten, was Jugendliche effektiv zum Nachdenken anregt.

Aus unserer Sicht ist es auch wichtig, dass Eltern und Jugendliche miteinander im Gespräch bleiben, was jedoch gerade in der Pubertät nicht immer leicht ist – gerade bei kontroversen oder heiklen Themen. Möglicherweise bietet die Cannabis-Legalisierung ein guter Gesprächsanlass für Eltern, um sich mit ihren Teenagern zum Thema Drogen auszutauschen.

Unterstützungsangebote für Eltern

Die Mentor Stiftung Deutschland nimmt die Gesetzesänderung jedenfalls zum Anlass, um auf die Folgen von Drogenkonsum jeglicher Art in Elternvorträgen hinzuweisen und ein Unterstützungs- und Stärkungsangebot für Eltern anzubieten. Bei einem Online-Spezialvortrag am 9. Oktober 2024 um 19:30 Uhr informieren Susanne Hübschle, Familiencoach, und Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht, über Cannabis und allgemein über das Thema Sucht und Drogen und geben praktische Hilfestellungen.

Ob durch die Legalisierung von Cannabis der Kinder- und Jugendschutz tatsächlich verbessert wird, wird die Zeit zeigen. Wichtig ist, dass wir uns als erwachsene Menschen jeden Tag unserer Vorbildfunktion bewusst sind. Durch die Legalisierung von Cannabis steigt in jedem Fall das gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema Drogenkonsum; und durch die damit verbundene Auseinandersetzung wird ein indirekter Beitrag zur Prävention geleistet. Dabei ist es entscheidend, dass von der Legalisierung keine falsche Signalwirkung ausgeht, was wiederum als gesellschaftliche Akzeptanz von Drogen interpretiert wird. Insbesondere für Jugendliche ist jeglicher Konsum von Drogen mit besonderen Risiken verbunden. Daher ist es unsere Aufgabe – als erwachsene Vorbilder –im Alltag, die Jugendlichen über das Thema Sucht und die damit verbundenen Gefahren aufzuklären. Aber es ist auch unsere Aufgabe, aufmerksam die Sorgen und Nöte der Jugendlichen im Blick zu behalten, mit ihnen achtsam im Gespräch zu sein, ihnen zuzuhören und durch unsere Wertschätzung dazu beizutragen, dass sie Selbstvertrauen und ein gesundes Selbstwertgefühl aufbauen. Unterstützen wir sie dabei, gute Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und drogenfrei zu leben.