Vorbild sein: Die Kampagne zu den Mentor-Wochen

„Was macht dich zum Vorbild?“ – eine ziemlich direkte Frage, die auf den Plakaten der neuen Kampagne zu lesen ist. Für manche sogar eine unangenehme. Doch das braucht sie nicht sein, nicht im Geringsten. Denn eine „richtige“ Antwort gibt es nicht: Jede*r kann und darf sie auf ganz eigene Weise beantworten.

6 November 2024 | Aktion

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Weil jede*r Vorbild sein kann – durch individuelle Stärken, die man einbringt; durch Werte und Überzeugungen, für die man einsteht; die Art, wie man mit anderen Menschen umgeht; oder das Engagement, mit dem man sich für eine Sache einsetzt. Wenn uns das bewusst ist, können wir positiv auf unser Umfeld wirken – oft mehr, als wir ahnen.

Die Mentor-Wochen

Dieses Jahr finden zum ersten Mal die Mentor-Wochen statt. Nach der offiziellen Eröffnung mit verschiedenen Beiträgen und Aktionen bietet die Stiftung kostenlose Vorträge an und lanciert eine groß angelegte Kampagne zum Thema „Vorbild sein“. Ziel der Mentor-Wochen ist es, auf die Vorbildrolle von Erwachsenen für Jugendliche aufmerksam zu machen. In diesem Jahr richten sich die Vorträge vor allem an Eltern, die häufig den prägendsten Einfluss auf das Leben ihrer Kinder haben.

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Die Plakatkampagne

Doch bei der begleitenden Kampagne wollten wir uns nicht nur auf Eltern und ihre Vorbildfunktion beschränken. Wir wollen alle Erwachsenen ansprechen. Denn jede*r kann Vorbild sein – in jeder Rolle. Egal ob als Mama, Onkel, Oma, Musiklehrer oder Fußballtrainerin. Aber wie erreichen wir diese Menschen? Darüber hat sich das Team von Schindler Parent – unserem Kooperationspartner für Kommunikation – viele Gedanken gemacht. Nachdem wir gemeinsam verschiedene Kampagnenansätze diskutiert hatten, haben wir uns schließlich für den direktesten entschieden: Wir sprechen die Betrachter direkt an. „Was macht dich zum Vorbild?“, scheint eine jugendliche Person zu fragen. Weil es uns wichtig war, mit dieser Frage niemanden unter Druck zu setzen, lässt die Auflösung nicht lange auf sich warten: Ein gutes Vorbild zu sein erfordert keine außergewöhnlichen Erfolge oder besondere Leistungen. Es sind vielmehr die Werte, Einstellungen und das alltägliche Handeln, die junge Menschen prägen und inspirieren: Vorbild sein beginnt im Kleinen, was bedeutet: Jede*r kann mit seiner/ihrer Persönlichkeit inspirieren und so seine/ihre Vorbildfunktion wahrnehmen.

Um das zu verdeutlichen, haben wir die zwei Motive, die Jugendliche zeigen, um zwei weitere Motive mit Erwachsenen ergänzt. Diese beiden stellen keine Musterbeispiele dar, sondern sollen als Inspiration dienen; einen Denkanstoß geben und zeigen, dass jede Antwort auf die obige Frage ganz individuell und persönlich ist.

Die Mentees – Ben & Shayma

Alle waren sich einig, dass wir echte Mentees und engagierte Mentor*innen in den Mittelpunkt unserer Kampagne stellen. Also haben wir – besser gesagt Torben Nuding / Pfefferproduktionen – sie in einem professionellen Fotoshooting für insgesamt vier Motive in Szene gesetzt. Die beiden Jugendlichen sind Ben und Shayma, Schüler*innen aus unseren Kooperationsschulen. Sie waren zum Beispiel schon bei der feierlichen Rosentaufe im letzten Jahr mit I. M. Königin Silvia von Schweden dabei.

Ben sieht in seinem Papa ein großes Vorbild. Er ist beruflich erfolgreich, findet aber immer Zeit für die Familie. Auf dem Fußballplatz bewundert er Manuel Neuer – tatsächlich wurde Ben beim Training mit den Jüngeren schon selbst als Vorbild bezeichnet. Er findet es besonders wichtig, sich gesund zu halten und gut kommunizieren zu können: Eigenschaften, die ihn auch an seinen Vorbildern inspirieren. Ben ist überzeugt, dass Vorbilder eine wichtige Orientierung bieten, die dabei hilft, eigene Ziele zu verfolgen.

Shayma ist tough. Auf die Frage, ob sie vor dem Shooting ein bisschen nervös war, antwortet sie entschieden: „Eigentlich nicht“. Für sie sind ihre Mutter, die in jeder Lebenssituation stark bleibe, und ihre Lehrer*innen, die ihr ebenfalls Kraft geben, echte Vorbilder. Eine positive Ausstrahlung und ein selbstbewusstes Auftreten sind für Shayma Attribute mit Vorbildcharakter. Und offenbar gelingt es ihr, diese auch vorzuleben. Denn jüngere Schüler*innen hätten ihr auch schon gesagt, dass sie gerne ein bisschen mehr so wären wie sie. Warum? Weil sie „strahlt, nie aufgibt und immer nach vorne schaut“.

Die Mentor*innen – Heidrun & Hermann

Die beiden Erwachsenen sind Heidrun und Hermann, nicht nur Mentor*innen, sondern auch Botschafter der Mentor-Stiftung.

Vor 30 Jahren hat Heidrun den Gitzenweiler Hof in Lindau übernommen. Mit viel Herzblut hat sie den Park zu einem beliebten Ziel für Campingliebhaber gemacht. Ihre positive Haltung motiviert nicht nur ihr Team, sondern begeistert auch die Gäste, die ihren Urlaub hier verbringen. Dabei hat Heidrun eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht: In ihrer Jugend litt sie sehr unter Prüfungsangst – generell der Angst vom Scheitern – und gab kurz vor dem Abitur auf. Trotzdem ging sie ihren eigenen Weg. Mit Durchhaltevermögen, Engagement und einem immer stärker werdenden Selbstvertrauen führte sie nicht nur den Campingpark, sondern gründete neben Selbstständigkeit und Kindern zusätzlich noch eine weitere Firma im Bereich Beratung für den Touristiksektor.

Heidrun erlangte mit dem vermeintlichen Makel ‚nur Hochschulreife‘ den Meisterbrief als Touristikfachwirtin und verlor nie ihr Ziel aus den Augen, auch wenn trotz jahrzehntelanger praxisfundierter Erfahrung manche Tür für sie verschlossen blieb. Ihre Geschichte beweist, dass vor allem Mut und der Glaube an sich selbst entscheidend sind, um im Leben voranzukommen. Seit 2018 (Rotary Club Kontakt seit 2017) gibt Heidrun ihre Erfahrungen als Botschafterin der Mentor Stiftung weiter. Mit ihrer positiven Ausstrahlung und authentischen Art inspiriert sie junge Menschen, ihren Weg zu gehen – auch wenn er manchmal anders aussieht als geplant.

Und auch Hermanns Geschichte ist ein schönes Beispiel dafür, dass aus vermeintlichen Umwegen etwas sehr Gutes werden kann. Nach seinem Abitur begann Hermann zunächst ein Maschinenbaustudium, wechselte aber bald zu Lehramt. Doch nach seinem Referendariat – dem zweiten Staatsexamen – wurden landesweit keine neuen Lehrer eingestellt. Statt zu verzweifeln, besann sich Hermann auf seine Stärken und wagte den Quereinstieg in den Vertrieb bei Ravensburger. Nach ein paar Jahren baute er dort auf seine pädagogische Ausbildung auf und wurde Schulungsreferent. Intern wechselte er zum Vertrieb International, in den Export-Bereich, nachdem er bei einem zweiwöchigen Sprachkurs in Oxford seine Englischkenntnisse aufbesserte. In dieser Anstellung lernte er verschiedenste Länder und Kulturen kennen und knüpfte wertvolle Kontakte in aller Welt.

Doch das Leben hielt weitere Wendungen bereit: Nach über zwei Jahrzehnten folgte ein Wechsel in den Vertrieb eines Verlags, wo er seine internationalen Kontakte nutzen konnte. Doch dann kam Corona – und mit der Pandemie die Kündigung an Weihnachten. Doch auch hier fand Hermann neue Wege: Erst zum Kultusministerium Baden-Württemberg, dann zur Mentor Stiftung. Er spricht also aus Erfahrung, wenn er sagt: „Wenn’s mal nicht weitergeht, links, rechts abbiegen, mal was Neues machen.“ Denn obwohl Hermann nur einen Beruf gelernt hat – Lehrer – und in diesem niemals tätig war, hat er in seinem Berufsleben viele verschiedene Jobs übernommen – vom Tankstellenwart als Jugendlicher über Montagearbeiten und Tiefbau bis zum Vertriebs- und Marketingleiter. Heute möchte er diese Erfahrung an junge Menschen weitergeben. Er weiß, wie wertvoll gute Begleiter*innen sein können – Menschen, die einem ehrliches Feedback geben und Mut machen.

Die Standorte

Die Kampagne ist an 65 Standorten in Konstanz, Radolfzell, Singen, Friedrichshafen und Lindau zu sehen. Sie macht deutlich: Vorbilder begegnen uns überall im Alltag. Wir müssen manchmal nur ein bisschen genauer hinschauen.